Şirince ist ein ursprünglich griechisches Dorf in der Nähe vom antiken Ephesos, 100 km südlich von Izmir in der heutigen Türkei. Dort gibt es ein von Ali Nesin gegründetes mathematisches Dorf und dorthin fuhren die TeilnehmerInnen des Pluskurses „Geheime Botschaften“ von Prof. Ingo Rath (SchülerInnen aus dem Akademischen Gymnasium Salzburg, aus dem BG Ursulinen, aus dem WIKU Salzburg und aus dem BORG Oberndorf) zusammen mit SchülerInnen der HTL-Braunau im Rahmen des EMMA-Projektes des mathematischen Fachbereiches der Universität Salzburg.
Geleitet wurde der Workshop von Univ. Prof. Dr. Andreas Schröder vom Fachbereich für Mathematik der Universität Salzburg. Er brachte ein Dutzend AssistentInnen und StudentInnen mit, die Vorträge und Workshops anboten. Der Bereich Kryptographie wurde von Prof. Clemens Fuchs konzipiert.
Vormittags gab es Vorträge zu den mathematischen Hintergründen der modernen Kryptographie, insbesondere zu den auf mobile devices mittlerweile weit verbreiteten Algorithmen RSA (Rivest-Shamir-Adleman) und EEC (Elliptic Curve Cryptography).
Die SchülerInnen bekamen aber auch Einblicke in moderne Verfahren der numerischen Mathematik, ein Thema, mit dem sich vor allem die SchülerInnen der HTL-Braunau beschäftigten.
Folgende Themen wurden angeboten:
- Computer Algebra und Kryptographie
- Experimente in der Numerik
- Der diskrete Logarithmus und Index-Calculus
- Diophantische Gleichungen
- Finite Elemente
Nachmittags wurden für die Kryptographiegruppe die Themen durch einen Vortrag von Christoph Hutle vertieft und durch Übungsaufgaben, die von Teresa Bachinger, Cornelia Mayer und Ingo Rath betreut wurden, nachbearbeitet. Die Kryptographiegruppe beschäftigte sich mit:
- Torsion und Rang von elliptischen Kurven
- Das EC-El-Gamal-Kryptoprotokoll
Die SchülerInnen der HTL-Braunau wurden von Gregor Milicic, Reinhard Pfoser und Wolfgang Schmid betreut und beschäftigten sich nachmittags mit:
- Rechnen mit dünn besetzten Matrizen
- Lösungsverfahren für Variationsungleichungen der linearen Exzentrizität
Ausflüge in die benachbarte Stadt Selçuk mit ihrem beeindruckenden Bazar, Ausflüge ans Meer nach Pamuçak waren auch dabei.
Von der Hafenstadt Kuşadası war die Geburtsinsel des Pythagoras von Samos auf Rufweite.
Ein Höhepunkt war die Besichtigung der antiken Stadt Ephesos, damals eine Großstadt mit 200 000 Einwohnern. Insbesondere die von österreichischen Archäologen wieder errichteten Bibliothek des Celsus war beeindruckend.
Sieben Tage intensive Mathematik in einem eigenen Dorf der Mathematik, viel Austausch mit Studenten, Assistenten und Professoren der Universität, das Eintauchen in eine ehemals griechische, jetzt türkische andere Atmosphäre, Gespräche über Gott und die Welt, das alles war der Mathematik Workshop des EMMA-Projektes (EMMA = Experimentieren mit mathematischen Algorithmen) über die Pfingstfeiertage (13. bis 19. Mai 2016) im Mathematik-Dorf von Ali Nesin.
An einer Fortsetzung dieser Art der Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität wird intensiv gearbeitet.
Dr. Ingo Rath
